“Neuseeland ist ein Land voller Kontraste”. Das hat mir bereits schon mein Farmer- Sitznachbar beim Hinflug erzählt. “Alle 100 Kilometer ändert sich die Landschaft. Es gibt Fjorde und Strände, Gletscher und Vulkane, schneebedeckte Berge, sowie glasklare Flüsse und Geysire.”
Auf meinem Weg zur Farm erstrecken sich links und rechts der Straße saftig grüne Wiesen - im Horizont die Berge. Weit und breit nur wenige Häuser. Meistens sind es Farmen.
Während man so die langen Straßen hinunter fährt, sieht man vor allem viele Schafe, Lämmer, Kühe und Kälbchen. Um genauer zu sein, gibt es hier 27 Millionen Schafe und knapp 5 Millionen Milchkühe, sowie 4 Millionen Fleischrinder.
Die Häuser erinnern mich an die Papphäuser aus Amerika, die schon beim kleinsten Sturm zusammenklappen. Die vielen Pickups haben ebenfalls was amerikanisches für mich. Man fährt hier links. Und man fährt hier nicht schnell. Maximal 100 km/h darf man hier fahren.
Meine erste Gastfarm liegt in der Nähe von Culverden. Es ist eine deutsche Familie, die mich aufnimmt, deshalb habe ich auch nicht wirklich das Gefühl weit weg zu sein.
Komisch irgendwie - dabei bin ich hier doch so lange hergeflogen.
Neuseeländer trifft man hier selten. Generell gibt es in Neuseeland 4,7 Millionen Einwohner. Das entspricht in etwa die Einwohnerzahl von Berlin. Ich begegne den Neuseeländern beim Einkaufen. Sie sind freundlich. Sehr, sehr höflich und gelassen. Auch die Trucker, die hier die Milch abholen, sind Neuseeländer. Gelassene Typen. Ruhiges Gemüt.
Das Hofleben ist hier anders, als ich es aus Deutschland kenne. Die Hofstelle hat keine lange Tradition und mein Gastfarmer ist auch nicht der Eigentümer. Besitzer sind irgendwelche Menschen, die gar nichts mit der Landwirtschaft zu tun haben. Das System nennt man „Sharemilking“. Besitzer und Hofleiter teilen sich den Gewinn und beide sind auch in gewissermaßen für bestimme Ausgaben zuständig.
Das Wetter hier ist der Wahnsinn. Nachts so kalt das man Handschuh und Mütze brauch, wenn man das Haus um 05:00 Uhr verlässt und mittags so warm, dass man am liebsten im T-Shirt dort stehen würde.
Neuseeland, es fühlt sich so an, als wäre ich schon mal hier gewesen. Es fühlt sich alles so gewohnt an. Ich fühle mich hier nicht fremd. Vielleicht fühlt es sich so an, wenn man zur richtigen Zeit am richtigem Ort ist.
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