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AutorenbildMaja Mogwitz

Me und der Reisanbau.

Ich hatte mir so sehr gewünscht Reisfelder zu sehen und nun stand ich da. Mit einer Freundin zur Seite und der Sonne im Nacken. Getrieben von vielen offenen Fragen  und angezogen von den prachtvollen Farben der Natur spazierten wir durch die Reisterrassen. Was strahlte mich die Natur in einem satten Grün an! Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wer mehr gestrahlt hat. Vielleicht war ich es auch.


Ich nahm mir vor den ersten Reishutfarmer, der mir über den Weg läuft, anzusprechen und mit meinen Fragen zu löchern. Und so dauerte es gar nicht lange, bis der erste spitze Strohhut aus dem Reisfeld ragte. 


Wer war das, vor dem ich da nun stand?

Es war ein einfacher Farmer. Er trug ein angerissenes T-Shirt in greller Farbe und Flipflops, dessen Farbe durch die Dreckschicht nicht mehr zu erkennen war. Seine Shorts sah man an, dass er sie nicht den ersten Tag in Folge trug und er hatte ein von der Feldarbeit gezeichnetes Gesicht. Verschwitzt und mit nur zwei Zähnen schaute er unter seinem Strohhut hervor und lächelte uns an. 

Leider war unser Lächeln die einzige gemeinsame Sprache, denn er verstand kein Wort Englisch. Er hätte mir gerne was dazu erzählt. Das merkte ich ihm an, aber leider konnten wir uns nicht verständigen. Und so zogen wir weiter. Meine Fragen beantworte mir dafür ein Kellner, den ich in einem Restaurant direkt neben den Reisterassen ansprach.


Nun möchte ich euch erzählen, was ich von ihm lernte 

Reis wächst in den mit Wasser gefluteten Terrassen nicht aus dem Grund des erhöhten Wasserbedarfs von Reis, wie ich es auch gedacht habe, sondern Reis wächst im Gegensatz zu anderen Kulturen trotz des Wassers. Unkraut dagegen lässt sich durch das Wasser zum größten Teil unterdrücken. Es ist also eine Art der Unkrautbekämpfung. 

Außerdem erzählte er mir, dass die Bauern auf Bali im Schnitt 1 ha Reisfelder bewirtschaften. Es sind also sehr kleinbäuerliche Strukturen.


Reisanbau ist Handarbeit

Ebenso erstaunlich fand ich auch, dass der Reisanbau hier reinste Handarbeit ist. Schaut man jedoch über die verwinkelten und kleinteiligen Terrassen, wird schnell deutlich, hier kann keine moderne Maschine wenden, geschweige denn würde der wässrige Boden das Gewicht der schweren Maschinen vertragen. Die Reisfelder werden also noch mit Rindern gepflügt und mit dem Mist der Tiere gedüngt. Dann wird der Reis per Hand ausgesät.



Nach einem Monat werden die Büschel dann aus dem Boden gezogen und in eine Reihe gesetzt. Eine sehr harte und aufwendige Arbeit. In gebückter Haltung. Und das einen ganzen Monat lang. So lange dauert nämlich das Umsetzen der jungen Pflanzen.



Was passiert während der Wachstumsphase?

Während der Wachstumsphase bis zur Ernte dauert es drei bis vier Monate. 

Innerhalb dieser Zeit kümmert sich der Farmer um den Unkrautdruck. Er läuft seine Felder also zu Fuß ab und zieht ungewolltes Unkraut heraus. Ein weiteres Mal in gebückter Haltung. Außerdem werden die Felder in dieser Phase auch gedüngt. Dieses Mal aber mit synthetischem Dünger, also künstlich hergestelltem Dünger. Anders als in der deutschen Präzisionslandwirtschaft, bei der der Bedarf an Nährstoffen genau errechnet wird, reicht in Bali das reine Augenmaß der Farmer aus. Der Landwirt läuft also über seine Reisterrassen und streut per Hand seinen Dünger. 


Wahnsinn, wie hier doch die Zeit stehen geblieben ist!


Geerntet wird mit einem Sichel

Die Pflanze samt der Ähre trocknet man anschließend in der Sonne. Nach einem Tag ist der Reis trocken genug, um ihn durch eine Dreschtrommel zu jagen. Bei diesem Schritt werden die Reiskörner von dem Pflanzenmaterial getrennt. 

Am Ende erhält man den Reis, den wir so gerne zum Curry und zum Hühnerfrikassee essen oder zu Milchreis verarbeiten.


Für mich war es eine tolle Begegnung

Ein bisschen war ich auch stolz darauf fremde Menschen angesprochen zu haben. Ich finde es toll zu merken, dass das Interesse zur Landwirtschaft verbinden kann.


Ich weiß gar nicht wer mehr gestrahlt hat. Ich, die etwas über den Reis lernen durfte. Oder die Natur, die in ihrer Fülle und in Wasser getränkt von Menschenhand gepflegt wird. Vielleicht waren wir es auch beide.


Und ich strahle immer noch.



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