"Wir müssen Sie darüber informieren, dass wenn Sie während ihres Aufenthaltes auf den Philippinen sterben, dass wir keine Verantwortung dafür tragen. Sind Sie damit einverstanden? Dann klicken Sie bitte auf "Ok!".
Ja, so wars. Für meine WWOOF-Mitgliedschaft (WWOOF=Willing Workers On Organic Farms) musste ich diese Frage beantworten! Die Einreisebedingungen für die Philippinen sind streng. Hier gibt es noch (oder bereits schon wieder) die Todesstrafe. Bei Drogendelikten machen die Philippinos keine Kompromisse. Auch, dass ich arbeite, aber dennoch nicht dafür bezahlt werde, ich sozusagen "Reisender" bin, aber eigentlich doch eher "Arbeiter" hat meine Organisation selber als gefährlich eingestuft. So stand ich also wieder einmal mit einem kleinen "Hehehehe-das wird-schon-Lächeln" an der Passkontrolle. Und es wurde auch. Ich durfte Einreisen. Und so kann ich euch dieses beeindruckende Land vorstellen.
Meine erste Nacht habe ich in Manila verbracht.
Manila ist die Hauptstadt von den Philippinen. Unglaublich wie man bereits vom Flugzeug aus sehen konnte, dass an diesem Ort zwei Welten miteinander verschwommen sind. Die Reichen und die Armen. Die Hochhäuser und die Müllberge. Die Gebildeten und die Ungebildeten. Die Gewinner und die Verlierer.
Ich weiß, rund um die Welt gibt es Menschen, die auf Mülldeponien leben und arbeiten. Oft habe ich schon Fotos davon gesehen. Aber niemals habe ich es von solch einer Perspektive gesehen. Aus der Vogelperspektive. Ich oben im Flugzeug. Die Mülldeponien mir zu den Füßen. Diese Menschen leben von dem, was andere wegwerfen. Die Abfallberge sind ihre Heimat. Hier können sie gerade so viel Geld verdienen, dass es zum Überleben reicht. Meistens werden Kinder auf die verseuchten Halden geschickt, damit sie zum Beispiel Metallteile sammeln, die sich weiterverkaufen lassen - davon lebt dann die komplette Familie. Eine Schulbildung bekommen die allerwenigstens von ihnen und so haben die meisten Kinder kaum eine Chance, die Mülldeponien später verlassen zu können. Vom Flugzeug aus überkam mich ein kleiner Schauer. Wieder einmal wurde mir klar, wie gut es mir geht.
104 Millionen Menschen
Auf den Philippinen leben derzeit 104 Millionen Menschen, damit zählt das Land zu den am dichtesten besiedelten Gebieten der Welt. Und die Bevölkerung wächst weiter um rund 2 Millionen Einwohner pro Jahr. Ja, unvorstellbar. Doch auch meine Farmersfamilie erzählte mir, dass es üblich ist, bis zu 10 Kinder zu bekommen - als eine Art Altersversorgung. Wenn die Eltern dann alt sind, können die Kinder sie pflegen. Ein weiter Grund liegt tatsächlich in der Religion. Die meisten Philippinos sind katholisch (in etwa 90 Prozent) und die katholische Religion verbietet Verhütungsmittel. Ich hatte zu diesem Thema mal ein Gespräch mit den Einheimischen, ich wollte es nicht verstehen, warum man sich so gegen Kondome wehrt und habe deshalb mal nachgefragt. Verhütung wird hier als "Abtreibung" gesehen, dass habe ich nun verstanden. Und während unserer Unterhaltung habe ich auch verstanden, dass es tatsächlich gar nicht so einfach ist da gegen etwas zu sagen, denn wo fängt überhaupt das Leben an?
7641 Inseln
Zu den Philippinen gehören 7641 Inseln. Und wo es 7641 Inseln gibt, gibt es auch 7641 Strände. Ja und so habe ich es mir hier auch vorgestellt: Weißen Puderzuckersand, Palmen und türkisblaues Wasser. Menschenleere Strände, Meeresrauschen und kleine bunte Boote.
So habe ich es mir vorgestellt. Genauso wars!
Übrigens gab es extra Wachmänner an den Stränden, die darauf geachtet haben, dass man sich nicht direkt unter die Palmen legt, wegen der Gefahr von herunterfallenden Kokosnüssen. Fand ich lustig. Lustiger Job.
40 Prozent der Bewohner leben von der Landwirtschaft
Fast die Hälfte der Landesfläche von den Philippinen wird landwirtschaftlich genutzt und rund 40 Prozent der Bewohner leben von der Landwirtschaft. Die wichtigsten Anbauprodukte sind Reis, Mais, Maniok und Bataten (Süßkartoffeln), Kokospalmen, Zuckerrohr und Tabak. In meiner Gegend war das Landschaftsbild größtenteils von Ananasfeldern geprägt. Es sieht so wunderschön aus, wie die Kronen aus dem Boden herausragen.
Darüber hinaus findet man noch Bananen, Orangen, Mangos und Papayas. Der Viehbestand umfasst vor allem Wasserbüffel, Rinder, Ziegen, Schweine, Pferde und Hühner. Bei der Feldarbeit kommen hier immer noch Tiere zum Einsatz ,wie zum Beispiel Wasserbüffel. Maschinen gibt es nur wenige - einen großen Teil der Arbeit verrichten die Landwirte noch mit der Hand. So, wie ich es dann auch getan habe auf meiner Gastfarm. Handarbeit.
Oder vielmehr Rückenarbeit.
Dazu aber mehr in meinem nächsten Beitrag.
Eure Farmmajo
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